Am 27. und 28. Oktober tagte die Koordination der Euromärsche mit Delegationen aus Deutschland, Österreich, Belgien, Spanien, Frankreich, Holland, Baskenland, Schweden und der Schweiz. Sie richtete zwei Vorschläge an die Gesamtheit der sozialen Bewegungen, Vereinigungen und Gewerkschaften, und an alle, die den Neoliberalismus ablehnen:

 

Brüssel, 13. Dezember 2001

Für die Einheit der sozialen Bewegungen Versammlung in Brüssel am 13. Dezember 2001

Weil die Wirtschafts- und Sozialpolitik der EU eine klare Wahl getroffen hat zugunsten der Interessen der Herrschenden und Kapitalisten, und gegen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, allen voran die abhängig Beschäftigten und Erwerbslosen,

weil diese Politik sich als einer der Hebel der neoliberalen Globalisierung entpuppt hat,

weil die »Charta der sozialen Grundrechte der Europäischen Union« die Präambel einer Europäischen Verfassung zu werden droht - eine Charta, die die Rechte auf Leistungen (Renten, Erwerbslosigkeit, Grundeinkommen) ausschließt und für viele Länder einen Rückschritt hinter bestehende Rechte bedeutet,

weil die sozialen Bewegungen aus ganz Europa sich dringend um gemeinsam ausgearbeitete Aktionen und Ziele herum zusammenschließen müssen - unter Rücksicht auf ihre Eigenheiten und die Autonomie einer jeden Bewegung,

weil es an der Zeit ist, dass sie sich zu Trägern der gemeinsamen Forderungen nach einer Veränderung der Gesellschaft machen, und dass ihre InitiatorInnen der konkreten und koordinierten Kämpfe den Menschen ermöglichen, über die Grenzen hinweg sich selbst und ihre Zukunft in die Hand zu nehmen,

deshalb schlagen wir vor, einen Prozess in die Wege zu leiten für die Konvergenz der europäischen sozialen Bewegungen, eingeschlossen:

  • die gewerkschaftlichen Kräfte der Beschäftigten und der Bauern,
  • die Bewegungen der Erwerbslosen, der prekär Beschäftigten, der Menschen mit schlechten Wohnungen,
  • die Bewegungen gegen die neoliberale Globalisierung
  • die Bewegungen der Frauen, der jungen Leute, der Studierenden,
  • die Bewegungen für Einwanderung und Unterstützung der »Menschen ohne Papiere«, des Kampfes gegen den Rassimus und Faschismus
  • die Umweltbewegungen
  • die AntimilitaristInnen und die Bewegungen für den Frieden und gegen die Militarisierung der EU
  • die Vereinigungen für jede Art von Rechten
  • genauso wie die Netzwerke, in denen Intellektuelle und Künstler der sozialen Bewegungen zusammenarbeiten.

Dieser Prozeß soll Diskussionen und Aktionen ermöglichen, die sich im Sinne einer europäischen Koordination der Netzwerke weiterentwickeln, flexibel, nicht hierarchisch, demokratisch und dezentral.

In Brüssel wird am 13. Dezember eine erste Versammlung stattfinden, mit Raum zum Austausch und zur Diskussion, um sich besser kennenzulernen, »horizontale« Verbindungenslinien zu knüpfen, und gemeinsame Perspektiven zu entwickeln. Von unserer Seite schlagen wir als Ziel dieser ersten Versammlung vor, eine Charta der Forderungen der europäischen sozialen Bewegungen gemeinsam zu erarbeiten.

Der Träger dieser Vorschläge, das Netzwerk der Euromärsche, will in keinster Weise seine Lösungen aufdrängen. Ganz im Gegenteil sind wir davon überzeugt, dass eine größtmögliche Öffnung und Dezentralisation notwendig sind. Der Prozeß, zu dem wir die sozialen Bewegungen Europas einladen, verbunden mit den Widerstandsbewegungen der ganzen Welt, wird das sein, was sie daraus machen werden...

Brüssel, 14. Dezember 2001

Der Internationale Marsch des sozialen Widerstands von Brüssel nach Sevilla Aufbruch in Brüssel am 14. Dezember 2001

Brüssel (Dezember 2001) - Sevilla (Juni 2002)

Im Moment der Einführung des Euro, und während ein Prozeß der Ausarbeitung einer europäischen Verfassung beginnt, kann sich eine Perspektive eröffnen, die Brüssel mit dem nächsten Gipfel verbindet, nämlich dem von Sevilla, im Juni 2002.

Die Märsche werden am 14. Dezember symbolisch in Brüssel starten, sehr früh am Morgen. Im selben Moment, in dem die Staatschefs ihre Sitzung beginnen, werden die sozialen Widerstandsbewegungen an einem symbolischen Ort aufbrechen. Sie werden die Eisenbahner-Fackeln schwingen, die bereits 1995 für das Erwachen der sozialen Bewegung standen. Diese erste Marschstrecke wird die Forderungen der sozialen Bewegungen an die Öffentlichkeit bringen, die Forderungen nach der Umverteilung des Reichtums, der gleichen Rechte und der Freiheit. Die Marschierenden werden sich danach der Demonstration anschließen, die sich ab 11 Uhr von Brüssel aus zum Gipfel der Staatschefs bewegen wird.
(Anm. d. Übersetzerin: Eisenbahner in Frankreich benutzen diese Fackeln, um bei ihrer Arbeit auf Gefahren hinzuweisen. Die ArbeiterInnen der Gewerkschaft SUD-Rail setzen sie bei Demonstrationen ein).

Der Marsch wird AktivistInnen der verschiedenen sozialen Bewegungen, der Erwerbslosen und prekär Beschäftigten, aber auch der Frauen, der »Menschen ohne Papiere«, der Bauern etc. zusammenführen.

Der Marsch wird die Form einer Kette des Widerstands und der Solidarität annehmen, die, Etappe für Etappe, Brüssel mit Sevilla verbindet. Die Marschroute wird diskontinuierlich verlaufen und bevorzugt zu Aktionszeiten stattfinden. Nach dem symbolischen Auftakt am 14. Dezember geht es im Januar weiter in der Schweiz, insbesondere nach Davos Anfang Februar. Danach Frankreich im Februar, Barcelona im März und Sevilla im Juni 2002.

Die Regierungen schließen sich in ihre Bunker und »roten Zonen« ein. Sie entscheiden über die Zukunft der Bevölkerung, ohne sie anzuhören. Dagegen steht der Marsch für einen alternativen, »horizontalen«, demokratischen Aufbruch. Dafür ist der Marsch eine hervorragende Form: er ist horizontal, und ruft die Basis der Gesellschaft dazu auf, sich direkt zu äußern. Er ermöglicht es lokalen und globalen Kämpfen, sich zu artikulieren. Jede Etappe wird eine Einladung an die BewohnerInnen und Beschäftigten sein, das Wort zu ergreifen, an »Volksversammlungen«, wo sie ihre Forderungen ausdrücken können.

Übersetzung: Gitti Götz

Französisches Original

Erklärung von Bruxelles

 

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