Euromarschierer auf dem Weg nach Sevilla

Der Dresdner, Bernd Reißmann, ist Mitglied der Euromarsch-Bewegung und befindet sich derzeit in der Gegend um Malaga auf dem Weg zum EU-Gipfel von Sevilla. Junge Welt sprach gestern (Mi., 19. Juni) mit ihm.

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Warum fahrt Ihr nach Sevilla?

Wir sind auf dem Weg nach Sevilla, um Aktionen gegen EU-Gipfel durchzuführen, Demonstrationen und ähnliches. Wir protestieren gegen die ungeschützten Beschäftigungsverhältnisse, die ja hier in Spanien vor allem bei den Arbeitern aus Nordafrika ganz schlimm sind, was ich vorher noch nicht wusste.
Wir protestieren gegen die Ausgrenzung, die damit zusammen hängt, gegen Krieg und Arbeitslosigkeit.

Geplant war, dass ihr als Fahrradkolonne fahrt, warum hat das nicht geklappt?

Es sind zu wenig Leute zusammen gekommen und aus heutiger Sicht ist klar, dass es eine riesige Strapaze geworden wäre, weil die Entfernungen zum Teil zu lang geplant waren. Man hätte schon Anfang Mai in Deutschland beginnen müssen, um mit dem Fahrrad nach Sevilla zu kommen. Wir sind am 8. Juni in der zentralfranzösischen Stadt Clermont-Ferrand gestartet und nun mit dem Auto unterwegs.

Von wem wurde das organisiert, wie viele Deutsche sind dabei?

Aus Deutschland bin ich der einzige. Die Karawane mit etwa 30 Leuten wurde von den Euromärschen organisiert. Im wesentlichen sind es Leute von der französischen Gewerkschaft AC!, die hier aktiv sind. Wir haben aber auch drei Vertreter, drei junge Vertreterinnen muss ich sagen, einer marokkanischen Gewerkschaft dabei. Die arbeitet stark mit den marokkanischen Einwanderern zusammen, die in Südspanien arbeiten. In Spanien wird das im wesentlichen von der CGT getragen.

Ihr beginnt heute die letzte Etappe, um in Sevilla morgen mit den Gewerkschaften den Generalstreik zu feiern?

Nein, wir fahren erst noch in Richtung Gibraltar, wo wir uns mit einer Gruppe von Arbeitern aus Marokko treffen, um dann gemeinsam nach Sevilla zu fahren, wo wir erst am Freitag ankommen.

Welche Aktionen habt Ihr auf eurem Weg schon gemacht?

Jede Menge. Regelmäßig finden kleine Demonstrationen in Orten statt. Häufig finden in den Orten durch die wir kommen Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen mit den Leuten aus den Orten statt.

Wie ist die Beteiligung, wie werdet Ihr aufgenommen, sind die Leute interessiert?

Das ist unterschiedlich und nicht immer das was man sich wünschen würde. Aber das hängt wohl von der politischen Präsenz in der Region und der Größe der Orte ab. Bei den Leuten, die in Frankreich zu uns gestoßen sind, gab es mehr Eigeninitiative, Vorschläge, man könnte noch dies oder jenes machen. In Spanien sind es oft einige Aktive die alles vorbereiten und die sehr viel machen. Die Bevölkerung zeigt sich im wesentlichen neugierig. Die Leute gucken zwar, was da los ist, sich teilweise interessiert, aber außer den Aktiven macht nach meinem Eindruck niemand mit.

Was erwartet Ihr in Sevilla, da der Gipfel durch den Generalstreik heute im Baskenland und morgen in ganz Spanien eine ganz besondere Note erhält?

Da bin ich wirklich ganz gespannt. Hier um Almeria haben wir überall die Plakate gesehen, die hauptsächlich von der CGT waren. Es sieht aus wie bei uns im Wahlkampf, allerdings wird hier zum Generalstreik aufgerufen.

Werden die Anti-Globalisierungsproteste mit dem Generalstreik eine neue Qualität erhalten, wenn sich nun auch die Gewerkschaften einklinken?

Die französische Gewerkschaft AC!, aus denen die Euromärsche entstanden sind, und die CGT waren ja bisher schon bei den Protesten gegen die EU-Gipfel. Ich hoffe, dass der Generalstreik morgen in Spanien ein großer Erfolg wird, die große Demonstration gegen den Gipfel findet ja erst am Samstag statt.

Was hat Sie denn bisher beeindruckt?

Die vielen Aktionen, die wir gemacht haben und das was wir hier in Südspanien erleben. Hier sind riesige Landstriche durch landwirtschaftliche Zelte abgedeckt. Wenn man das mal mit Deutschland vergleicht, dann ist das so, als würde man von Halle aus durch die Goldene Aue fahren und das gesamte Gebiet wäre nicht mehr zu sehen, weil es lückenlos mit Planen abgedeckt ist. Darin arbeiten dann hauptsächlich Arbeiter aus Nordafrika, die in zehn Stunden gerade einmal 25 Euro verdienen. Näheres über die direkten Arbeitsbedingungen werden wir erfahren, wenn wir mit den marokkanischen Gewerkschaftern zusammen treffen.

© Ralf Streck, Donostia-San Sebastian den 19.06.2002
Ralf Streck Freier Journalist

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