In der gegenwärtigen Wirtschaftsentwicklung haben Zeit- und Leiharbeit zugenommen. Teilweise ist die Tendenz zur Brachenspezialisierung der Zeit-/ Leiharbeitsfirmen erkennbar.
Diese Entwicklung ist eng verbunden mit der Auflösung herkömmlicher Betriebsstrukturen, mit Outsourcing, mit verstärkter Vergabe von Aufträgen an Subunternehmen und Scheinselbständige. Dies führt zu sozialen Konsequenzen bei allen ArbeitnehmerInnen der auf einen Kern reduzierten Stammbelegschaft und den Zeit- bzw. LeiharbeitnehmerInnen. Diese beiden Zielgruppen werden gegeneinander ausgespielt. Der Stammbelegschaft werden zum Beispiel mit der Bemerkung, dass die Aufträge sonst in Fremdvergabe gehen Überstunden aufgedrückt und berechtigte Lohnforderungen abgebügelt. Arbeits- und Gesundheitsschutz spielt für beide Zielgruppen eine immer sekundärere Rolle.

Die Zeit- oder LeiharbeiterInnen arbeiten unter einem ungeheueren Druck und lassen sich vieles zusätzlich aufbürden, da sie sich immer dem Trugschluss hingeben, »als bequeme MitarbeiterInnen« eine Festanstellung zu erhalten.

Eine Zeitarbeitskraft springt immer dort ein, wo wegen Urlaub oder Krankheit jemand aus der Stammbelegschaft einer Firma ausfällt, bzw. die Stammbelegschaft auf ein Minimum reduziert wurde oder zusätzliche Arbeitsspitzen zu bewältigen sind.

Dies kann bedeuten:

• »Heute hier, morgen dort - innerhalb einer Stadt oder von Ort zu Ort«:
• Überwiegend ist keine soziale Bindung möglich, da der Einsatz an ständig wechselnden Arbeitsorten erfolgt.
• Die Arbeitsplatz und Arbeitszeitbedingungen sind kaum beeinflussbar, da sie dem jeweiligen Einsatzbetrieb unterliegen.

• Ein befristeter oder unbefristeter Arbeitsvertrag, der erfahrungsgemäß weit unter den jeweiligen tariflichen Bedingungen des Einsatzbetriebes liegt.
  Damit trifft der Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit nicht mehr zu, da zwei KollegInnen nebeneinander mit der gleiche Arbeit beauftragt sind und eine unterschiedliche Entlohnung erhalten. Vermittlung »Geringfühgig-Beschäftigter« unterschiedlichster Altersgruppen
• Abführen von Steuern und Sozialabgaben durch die Zeitarbeitsfirma
• Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle,
• Das Anrecht auf Urlaub liegt ebenfalls unterhalb der Tarifgrenzen.
• Das Mutterschutzgesetz und das Jugendarbeitsschutzgesetz gelten (gesetzliche Regelungen).
• Lohnfortzahlung, wenn die Zeitarbeitsfirma keinen Einsatz hat?
  Hier gibt es unterschiedliche Erfahrungen. Bei einigen Zeitfirmen wird ein Lohn fortgezahlt und diese Zeit teilweise zur Qualifizierung genutzt.
  Bei anderen Firmen endet der Arbeitsverhältnis, wenn kein Einsatz vermittelt werden kann.
• Leistungen wie Fahrtkostenerstattung, Urlaubs- und Weihnachtsgeld unterliegen unterschiedlichsten Bedingungen. Diese Palette reicht von tariflicher Vereinbarung bis zu keinerlei Anspruch. In nicht wenigen Fällen, bleibt es dem Arbeitnehmer überlassen wie er seinen ständig wechselnden Arbeitsweg zeitlich und finanziell sichert.
• Nur in Ausnahmefällen wird ein Fahrmöglichkeit organisiert bzw. angeboten. Die Erfüllung der Arbeitsaufgaben erfordert große Mobilität und in den meisten Fällen einen eigenen PKW.

• Zeitarbeit - ein abwechslungsreiches Arbeitsverhältnis, das Berufseinsteigern die Chance bietet unterschiedliche berufspraktische Erfahrungen zu sammeln.
• Diese gleiche Chance gilt auch für WiedereinsteigerInnen, meistens Frauen aus Erziehungsurlaub.
• Bedingt gilt diese Chance auch für Langzeitarbeitslose mit bestimmten berufsspezifischen Kenntnissen. Diese dürfen allerdings eine bestimmte Altersgrenze noch nicht erreicht haben.( Vorteil der Firma: Lohnzuschuss durch das Arbeitsamt)
• In Einzelfällen auch Übernahme durch Einsatzfirma

• Hat die Firma die Erlaubnis der Bundesanstalt für Arbeit?
• Besitzt die Firma ein Gütesiegel (z. B. Schutzgemeinschaft Zeitarbeit e.V. oder Ähnliches) ?
• Arbeitet die Firma nach Tarifrecht und hat einen gültigen Tarifvertrag?
• Welche Leistungen bietet die Firma Fahrtkosten, Urlaub, Überstundenregelung u.ä.
• Kann man mitbestimmen, über Ort und Art und Weise des jeweiligen Einsatzes?
• Wie lange ist die Probezeit?
• Gibt es Kundenbeurteilungen des eingesetzten Mitarbeiters und sind diese einzusehen?
• Kann der einzusetzende Mitarbeiter die Profilübermittlung des Kunden einsehen?
• Gibt es Qualifizierungsangebote der Zeit-/ Leihfirma zu gleichbleibenden Bedingungen in den »Einsatzfreien-Zeiten«?
• Achtung beim Ausfüllen der Fragebogen. Fragen nach Schwangerschaft und Gewerkschaft sind nicht zulässig. Andere Fragen wie z. B. nach Vorstrafen, Gesundheitszustand oder Vermögensverhältnisse sind nur bedingt zulässig.

In meinem Gespräch mit der DIS - Deutsche Industrie Service AG zur Vermittlung im Bereich des Office Management - stellte sich heraus, dass erwerbslose Bewerber nur in Ausnahmefällen bis max. 45 Jahre in die Vermittlung aufgenommen werden. Das mir mitgeteilte gewünschte Alter liegt zwischen 25 und 35 Jahren. Ein Tarifvertrag lag nicht vor. Das dafür angebotene Mindestentgelt betrug 16,00 DM / Stunde. Die Vermittlungschance im o.g. Bereich wurde mit 10 - 15 % angegeben. Vermittlungsfreie Zeiten werden zur Standardqualifizierung über Lernsoftware im hauseigenen Schulungsraum genutzt. Besondere Qualifizierungszielrichtung ist SAP R/3. Ähnlich gestalteten sich die Erfahrungen mit der Firma Adecco.

(Claus D.)

Ich komme aus dem Raum Nordhessen und bin auf der Suche nach einer Anstellung im kaufmännischen Bereich oder des Rechtswesens (Rechtsanwalts- oder Notargehilfin) oder Dienstleistungsbereich (z.B. Call Center).
Natürlich habe ich mich auch bei 4-5 Zeitarbeitsfirmen beworben und ein Bewerbungsprofil dort abgegeben. Es wurde in jeder Firma das mündliche Versprechen gegeben, dass sich »schon etwas finden würde« und man sich auf jeden Fall »wieder hören werde«.
Leider sah und hörte ich weder etwas oder ich bekam eine Nachricht, dass momentan keine Beschäftigung für mich dabei sei. Hilfreich ist dieser Nachweis nur als Vorlage für das Arbeitsamt.
Es spult sich immer gleich ab. Ausfüllen des Bogens, Gespräch( in 2 von 5 Firmen), Abgabe des Bogens und »Auf Wiedersehen«.
Das Versprechen, wieder voneinander zu hören, wurde in drei von fünf Firmen von der Sekretärin gegeben.

(Heike S.)

Die von mir angesprochenen Zeitarbeit-Firmen in Kassel (also fast alle hier ansässigen) sagten mir- obwohl sie damit werben, dass sie für jeden eine Arbeit haben- dass es in ihrem Einzugsbereich keine Arbeit im Büro/ am Rechner haben.
Auf Nachfrage wurde mir von einigen bedeutet, dass es ihnen hauptsächlich darum ginge, Produktionshelfer- also unqualifizierte Arbeit - an Baustellen und andere zeitlich begrenzte Arbeitsstellen zu vermitteln.
Auf meine Frage, ob es ihnen auch möglich sei, auf Grund ihrer teilweise bundesweiten Firmennetze Arbeitssuchende - also auch mich - in andere Städte zu vermitteln, hörte ich, dass das nicht ihre Aufgabe sei. sie seien dazu da, wie oben beschrieben, lokale Arbeitskräfte an lokale Engpässe zu vermitteln.
Es scheinen beim diesjährigen Tag der offenen Tür der Zeitarbeit - Firmen im Kasseler Kulturbahnhof weniger Firmen anwesend zu sein als letztes Jahr. Die Geschäfte scheinen nicht so gut zu gehen.

(Jürgen H.)

Anne Waldek